Was war das bloß für ein Jahr, 2023 – plötzlich wollten alle wieder ins Kino gehen: „Super Mario Bros“, der neue Film in der „Tribute von Panem“-Reihe, „Taylor Swift – The Eras Tour“… die Liste scheint unendlich weiterzugehen. Doch es sind vor allem zwei Filme, die das Publikum in die Säle lockten, die Kassen nach so langer Zeit wieder ordentlich klingeln ließen und bis heute gehypt werden.
Am 20. Juli werden in Deutschland zwei scheinbar komplett gegensätzliche Filme in den Lichtspielhäusern uraufgeführt, die einen wahren Ansturm erleben. Es handelt sich hierbei um Oppenheimer, eine historische Biographie des „Vaters der Atombombe“ unter der Regie von Christopher Nolan, und Barbie, eine Komödie von Greta Gerwig, welche einen doch wesentlich tieferen Sinn enthält, als man anfangs zu glauben vermag. Unterschiedlicher könnten die beiden Filme nicht sein – und doch ziehen sie Massen an. Woran könnte dies liegen?
Eine eindeutige universelle Antwort gibt es nicht. Zum einen gibt es da die Auseinandersetzung zwischen Christopher Nolan und Warner Bros. Pictures, die in der Kooperation Nolans mit Universal Pictures für Oppenheimer endete. Als Reaktion darauf kündigte Warner Bros. an, Barbie am selben Tag zu veröffentlichen – womöglich eine Art Racheakt? Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.
Das sogenannte Konterprogramm ist keineswegs ein neues Phänomen: zwei sich so stark kontrastierende Filme, die trotz gleicher Spielzeit einander nicht die Zuschauenden wegnehmen, ähnlich wie bereits 2002 mit dem Comedy-Drama About a Boy und dem Sci-Fi Blockbuster Star Wars: Episode II – Attack of the Clones. Gerade nach der COVID-19 Pandemie profitieren die Kinokassen durch dieses Phänomen in Zeiten von Streamingdiensten wie Netflix mehr als zuvor. Beide Filme sprechen unterschiedliche Zielgruppen an, wobei das jüngere Publikum eher zu Greta Gerwigs Film hintendiert. Tatsächlich gibt es auch nicht Wenige, die die Lichtspielhallen für beide Spektakel aufgesucht haben – oftmals direkt hintereinander. Andere wiederum haben den jeweiligen Film sogar mehrmals angesehen, so sehr begeistern Barbie und Oppenheimer.
Des Weiteren sorgt das Aufgebot an großartigen Schauspielenden für Euphorie. Margot Robbie in der Rolle der lebendig gewordenen Lieblingspuppe mehrerer Generationen überzeugt erneut durch ihre unglaubliche Verwandlungsfähigkeit, welche sie bereits in Rollen wie Harley Quinn oder Tonya Harding in der Filmbiografie der gleichnamigen ehemaligen US-amerikanische Eiskunstläuferin bewiesen hat. Auch Robbies Oppenheimer-Gegenpart ist kein unbekannter im Show-Business: Cillian Murphy, den meisten besser bekannt als Tommy Shelby aus der Dramaserie Peaky Blinders, kann stolz auf eine äußerst erfolgreiche Karriere voller Auszeichnungen und hochkarätigen Rollen in Projekten wie Batman Begins (2005) oder The Dark Knight (2008) blicken – auch bereits in erfolgreicher Kooperation mit Christopher Nolan.
Mit der Veröffentlichung ersten Marketingmaterials sowie der Bekanntgabe des Veröffentlichungsdatums haben Fans damit begonnen, in den sozialen Netzwerken zahlreiche verschiedene Memes, also lustige Inhalte in Form von Bildern oder etwa Videos, zu erstellen und zu teilen. Die Memes beziehen sich meist auf den starken Kontrast der Farbpaletten der beiden Filme oder ihre Kombination sowie die ihrer Protagonisten, Slogans und Schriftzüge zu Barbenheimer als Namen, worunter den meisten dieses Phänomen ein Begriff ist.
Doch wie reagiert man in Hollywood, dem Geburtsort unserer Lieblingsfilme? In den Rängen der hochkarätigen Filmschaffenden und Akteure wird das Phänomen begrüßt, die Idee eines Doublefeatures wird auch von den Darstellenden der Filme zur Promotion genutzt. Greta Gerwig sprach sich beispielweise dafür aus, die Filme in zwei Doppelfeatures – also in beiden Reihenfolgen- anzusehen und auch Cillian Murphy stand der Idee, sich beide Filme hintereinander anzuschauen, positiv gegenüber: „Wenn sie gute Filme sind, ist das ein Gewinn fürs Kino.“
Doch wie nun mal bei allen Geschehnissen in der Welt der Popkultur rankt sich auch um Barbenheimer eine Kontroverse: In Japan führten die Memes zu diesem Phänomen zu äußerst starker Kritik. Japan hat im Zweiten Weltkrieg als einziges Land in den Städten Hiroshima und Nagasaki Nuklearangriffe erlitten, das Ausmaß der Zerstörung wurde im Film so nicht gezeigt. Dies wurde als fehlender Respekt gegenüber den Opfern verstanden. Die Memes führten insoweit zu starker Kritik, dass behauptet wurde, Bilder, die Atompilzwolken mit spielerischen, lustigen Elementen aus Barbie verbinden, die Atomwaffen und ihre Auswirkungen für Japan verniedlichen würden – #NoBarbenheimer entstand und Oppenheimer wurde lange Zeit nicht in japanischen Kinos gezeigt.
Nichtsdestotrotz übertrafen beide Filme die Erwartungen der Kinokassen und konnten bei vielen Preisverleihungen, wie erst neulich bei den Oscars, einige Trophäen gewinnen. Sie erfreuen sich noch immer weitreichender Beliebtheit und sind inzwischen auch auf dem Streamingdienst Amazon Prime zum Anschauen vorhanden.